Vorwärts – 21 septembre 1899 dans la rubriques "réunions publiques"
Transcription Dominique Villaeys-Poirré à partir du facsimilé publié dans la biographie de Helmut Trotnow, Karl Liebknecht, eine politische Biographie, dtv, 1982, P 58/59. 29.10.2021. Le prochain article en proposera la traduction ainsi que la reproduction du facsimilé.
Der Wahlverein für den ersten Berliner Reichstags-Wahlkreis hielt am Dienstag eine Versammlung in den Arnimshallen ab. Auf der Tagesordnung stand den Vortrag des Dr. Karl Liebknnecht über : “Kommunismus und Frauenrecht in der Entwickungsgeschichte der Menschheit”. Unter den zahlreichen Versammlungsbesuchers befanden sich auch einige Frauen, die aber auf Anordnung des überwachenden Beamten das Lokal verlassen mussten. Der Schutzmann überzeugte sich noch durch Augenschein davon, dass nicht etwa in einem Winkel des Saales oder des Vorraums ein weibliches Wesen sitzen geblieben war. Nachdem auf die Weise den Frauen ihre Rechtslosikeit unter der Herrschaft des preussischen Vereingesetzs recht deuttlich vor Augen geführt worden war, nahm Karl Liebknecht zu seinem Vortrag das Wort. Er führte aus: Neuere wissenschaftliche Forschungen hätten ergeben, dass nicht – wie Karl Marx angenommen – der Kommunismus am Anfang der Entwicklungsgeschichte der Menschheit gestanden habe, sondern dass dem Kommunismus eine Zeit vorangegangen sei, wo jeder für sich seine Nahrung suchte und seine primitiven Geräte herstellte. Erst auf einer etwas höheren Kulturstufe sei der Kommunismus eine wirtschaftliche Notwendigkeit geworden, und später habe sich aus demselben, wieder infolge ökonomischer Verhältnisse, die Einzelwirtschaft entwickelt. In betref des Frauenrechts führte der Redner aus ; Am Anfang der Menschengeschichte sei die Frau dem Mann unbedingt unterworfen gewesen. Dann habe sich das Frauen- oder Mutterrecht, jene Zeit wo die Frau die Herrschaft führte, herausgebildet, und zwar auch infolge ökonomischer Ursachen, aber nicht weil die Frau dem Mann überlegen war, sondern weil sie eine günstige wirtschaftliche Konjunktur auszunutzen verstand. Es sei die Zeit gewesen, wo ausschliesslich die Frauen Ackerbau trieben und dadurch setzhaft gewesen waren, während die Männer als Jäger und Krieger herumschweiften. Als der Mann auf dem Gebiet des Ackerbaus mit der Frau in Wettbeweb trat, habe er sich als der erfolgreiche Konkurrent des Weibes erwiesen. Die Folge davon sei gewesen, dass der Mann wieder die Herrschaft an sich riss und die Frau minderen Rechtes wurde. – Aus seinem Schlussfolgerungen : Der Kommunismus läuft nicht der menschlichen Natur zuwider. Er war und musste sein zu einer Zeit, wo das Interesse der Allgemeinheit ihn notwendig machte. Der Kommunismus wird wieder kommen, wenn es das Interesse der Allgeminheit verlangt und diese Zeit, das hoffen wir, wird nicht mehr allzu fern sein. Die Entwicklunggeshcichte der Menschheit zeigt, dass die Frau dem Mann ökonomisch nicht ebenburtig ist. Wo der Mann auf diesem Gebiet mit der Frau in Wettbewerb trat, da war er überlegen. Das Argument unserer Frauenrechtlerinnenen – auch unsere Parteigenossinnen – dass die Frauen den Männern von natur gleich seien, findet keine Stützte in den geschichtlichlen Vorgängen. Aber wenn die Frau dem Mann in einer länst vergangenen Epoche nicht gewachsen war, so beweist das nicht, dass es noch heute so ist und in alle Zukunft so bleiben wird. Die Verhältnisse haben sich geändert und wir sehen, dass heute schon auf manchen Arbeitsgebieten, die Frau dem Manne gleichgestellt ist. – Bestätigt wird durch die Geschichte die Richtigkeit des ökonomischen Materialismus und damit eine der sichersten Thesen, auf die unsere Weltanschauung und unsere Hoffnung für die Zukunft aufgebaut ist.
(Compte-rendu du Vorwärts de la première intervention - connue - de Karl Liebknecht comme orateur politique.)