Die Ausstellung Phantom, in der Galeria Studio in Warschau, ist die erste Auflage von Rara Kamińskas Projekt zu Rosa Luxemburg, Phantom Monument. Als weitere Ausstellungsorte folgen Zamość (Synagoge / Stiftung zum Schutz des jüdischen Erbes), Zürich (Kunst im öffentlichen Raum) und Berlin (Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz). In diesen vier Städten lebte und arbeitete Rosa Luxemburg (1871– 1919). Die große Sozialdemokratin wurde in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1919 in Berlin heimtückisch ermordet, und ihre Leiche warf man in den Landwehrkanal. Der Tod entpuppte sich erst Monate später als Mordfall, und der Hintermann der Ermordung, Generalstaboffizier einer Freikorps-Division Waldemar Pabst, wurde nie vor Gericht gestellt. An ihrer symbolischen Bestattung nahmen 150 Tausend Menschen teil.
Heute werden in Polen Gedenktafeln für Rosa Luxemburg, von Wänden gerissen oder beschädigt, und ihr Geburtshaus in Zamość ist verwahrlost. Ein 2016 verabschiedetes Gesetz, beschleunigte den in den 90er-Jahren begonnenen Prozess der Auslöschung von Ereignissen und Figuren der Arbeiterbewegung aus dem kollektiven Gedächtnis. In der Innenstadt Berlins sind einer der zentralen Plätze und eine Straße nach ihr benannt, und im Jahr 2006 wurde dort, das vom Künstler Hans Haacke entworfene Denkzeichen Rosa Luxemburg gebaut. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, sollte die Erinnerung an Aktivisten der kommunistischen und sozialistischen Linken getilgt werden. Hitler ließ das Revolutionsdenkmal für Rosa Luxemburg, den mit ihr ermordeten Karl Liebknecht und andere Revolutionäre, das 1926 nach Entwürfen von Mies van der Rohe auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde erbaut wurde, abreißen. Im Einflussgebiet der Sowjetunion erging es Luxemburg nicht viel besser. Wegen ihrer Auseinandersetzungen mit Lenin, galt sie als umstrittene Persönlichkeit.
Die Aktivistin der deutschen und polnischen Sozialdemokratie Luxemburg, kehrt in der Ausstellung von Rara Kamińska zurück nach Warschau, wo sie in der Złota-Straße 16 lebte. Heute liegt hier eine Brache, die aus den Fenstern der Galeria Studio zu sehen ist. Die Struktur der Arbeiten ist vom Herbarium der Aktivistin inspiriert. Dort sammelte sie Unkräuter aus Mauern und Höfen der Gefängnisse, in denen sie von 1913 bis 1918 inhaftiert war. Luxemburg studierte in Zürich Botanik, bevor sie zu Volkswirtschaftslehre und Politik wechselte. Kamińskas Projekt thematisiert unerfüllte, feministische und pazifistische Forderungen, Wünsche und Ängste – ob politisch, privat, sozial oder wirtschaftlich – die sie in ihren Schriften erhob und die bis heute aktuell sind.
Ausgestellt sind Reliefs, geflochten aus aktuellen Warschauer und Berliner Zeitungen, Betonskulpturen, eine Installation aus herausgerissenen Bürgersteigen und Straßenpflastern, die aus dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin stammen, sowie ein Archivbereich und ein Fotoprojekt gewidmet Luxemburgs Geburtshaus in der Kościuszko-Straße (ehem. Garten-Straße) in Zamość. Am Tag der Eröffnung, zum 100. Todestag von Rosa Luxemburg, wird eine Performance aufgeführt werden, in dem ein, in 1962 veröffentlichtes Interview, mit dem Hintermann ihrer Ermordung vorgelesen werden wird.
Rara (Renata) Kamińska:
Geboren in Hrubieszów, in Zamość aufgewachsen. Sie absolvierte die Kunstakademie HGB in Leipzig und die Maria-Curie-Skłodowska-Universität in Lublin. Ihre Werke wurden u.a. in der Gallery Monique Goldstrom in New York, als Gast im Luxemburger Pavillon auf der 55. Biennale in Venedig, in der Galerie Chert in Berlin und auf der Biennale für Kunst im öffentlichen Raum AURORA in Dallas ausgestellt. In den letzten Jahren entwickelte sie das interdisziplinäre und ephemere Projekt BEL ETAGE.
Partner:
Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin Kunst im öffentlichen Raum, Zürich Synagoge in Zamość / Stiftung zum Schutz des jüdischen Erbes, Zamość