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Assassinat de Rosa Luxemburg. Ne pas oublier!

Le 15 janvier 1919, Rosa Luxemburg a été assassinée. Elle venait de sortir de prison après presque quatre ans de détention dont une grande partie sans jugement parce que l'on savait à quel point son engagement contre la guerre et pour une action et une réflexion révolutionnaires était réel. Elle participait à la révolution spartakiste pour laquelle elle avait publié certains de ses textes les plus lucides et les plus forts. Elle gênait les sociaux-démocrates qui avaient pris le pouvoir après avoir trahi la classe ouvrière, chair à canon d'une guerre impérialiste qu'ils avaient soutenue après avoir prétendu pendant des décennies la combattre. Elle gênait les capitalistes dont elle dénonçait sans relâche l'exploitation et dont elle s'était attachée à démontrer comment leur exploitation fonctionnait. Elle gênait ceux qui étaient prêts à tous les arrangements réformistes et ceux qui craignaient son inlassable combat pour développer une prise de conscience des prolétaires.

Comme elle, d'autres militants furent assassinés, comme Karl Liebknecht et son ami et camarade de toujours Leo Jogiches. Comme eux, la révolution fut assassinée en Allemagne.

Que serait devenu le monde sans ces assassinats, sans cet écrasement de la révolution. Le fascisme aurait-il pu se dévélopper aussi facilement?

Une chose est sûr cependant, l'assassinat de Rosa Luxemburg n'est pas un acte isolé, spontané de troupes militaires comme cela est souvent présenté. Les assassinats ont été systématiquement planifiés et ils font partie, comme la guerre menée à la révolution, d'une volonté d'éliminer des penseurs révolutionnaires, conscients et déterminés, mettant en accord leurs idées et leurs actes, la théorie et la pratique, pour un but final, jamais oublié: la révolution.

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Avec Rosa Luxemburg.

1910.jpgPourquoi un blog "Comprendre avec Rosa Luxemburg"? Pourquoi Rosa Luxemburg  peut-elle aujourd'hui encore accompagner nos réflexions et nos luttes? Deux dates. 1893, elle a 23 ans et déjà, elle crée avec des camarades en exil un parti social-démocrate polonais, dont l'objet est de lutter contre le nationalisme alors même que le territoire polonais était partagé entre les trois empires, allemand, austro-hongrois et russe. Déjà, elle abordait la question nationale sur des bases marxistes, privilégiant la lutte de classes face à la lutte nationale. 1914, alors que l'ensemble du mouvement ouvrier s'associe à la boucherie du premier conflit mondial, elle sera des rares responsables politiques qui s'opposeront à la guerre en restant ferme sur les notions de classe. Ainsi, Rosa Luxemburg, c'est toute une vie fondée sur cette compréhension communiste, marxiste qui lui permettra d'éviter tous les pièges dans lesquels tant d'autres tomberont. C'est en cela qu'elle est et qu'elle reste l'un des principaux penseurs et qu'elle peut aujourd'hui nous accompagner dans nos analyses et nos combats.
 
Voir aussi : http://comprendreavecrosaluxemburg2.wp-hebergement.fr/
 
3 septembre 2010 5 03 /09 /septembre /2010 16:30

comprendre-avec-rosa-luxemburg.over-blog

 

A la recherche d'information sur un autoportrait de Rosa Luxemburg, c'est ce très bel article qui a finalemement attiré l'attention. Il s'agit d'une interview de Robert Liebknecht réalisée en 1992. En dehors d'une sensibilité personnelle et artistique, elle nous offre des informations précieuses sur cette période qui va de la sortie de prison de Liebknecht le 23 octobre 1918 à son assassinat. Robert Liebknecht n'avait alors que douze ans, mais ses souvenirs sont incisifs et précis. Nous publions l'article en allemand et souhaiterions de l'aide pour sa traduction, si le texte n'existe pas en français

 

Publié le 19 juin 2010


source: http://www.deutschesneuland.de

“Sozialismus oder Barbarei”

Im Gespräch mit dem Maler Robert Liebknecht

 

“Ich hoffe. Ihr werdet Euren Vater nicht verlieren, bevor Ihr flügge seid.” Dieser Wunsch Karl Liebknechts, geäußert in einem Brief vom 15. September 1915 an seinen damals 12jährigen Sohn Robert und dessen Geschwister, erfüllteselbstbildnis-1935-361

sich nicht. Nur schwer überwand der sensible und künstlerisch begabte Robert Liebknecht den Schreckenstag im Januar 1919, als sein Vater und Rosa Luxemburg ermordet wurden. Noch heute spürt der Gesprächspartner die tiefe Bewegung, wenn das seinerzeitige Geschehen zur Sprache kommt. Auch später blieben dem Maler harte Schicksalsschläge nicht erspart: Exil und Intemierungslager, mehrmals verlor er fast das gesamte Werk. Immer wieder aber fand Robert Liebknecht, der seit Jahrzehnten in Paris lebt, die Kraft zum Neuanfang.


Liebknechts Werk ist ein Zeugnis des Jahrhunderts. Im Unterschied zu den zahlreichen Wendungen des späteren Lebens folgte sein Schaffen allerdings einer schon früh bestimmten Linie, die maßgeblich von Courbet, Daumier und Liebermann gewiesen wurde.

 

Herr Liebknecht, Sie haben sehr früh Ihren Vater verloren, große Teile Ihres Lebenswerkes sind durch Krieg und mehrmalige Vertreibung zerstört worden. Im Katalog zu Ihrer jüngsten Ausstellung (1) findet man in einem Brief wohl den Schlüssel für den ungebrochenen Mut zum wiederholten Neuanfang: “Man lebt und muß versuchen, stets vorwärts zu sehen”, schrieben Sie 1947 an Ihren Freund Herbert Tucholski (2):  “Man darf nicht zuriickblicken, in diesen seelischen Abgrund von nie verheilenden Wunden. Ich versuchte in meiner Arbeit immer die Brücke über diesen Abgrund zu finden. Lange war mir meine Arbeit der einzige Halt und es gelang mir, mich so zu stabilisieren, daß ich in meinem Schaffen auch zu einem objektiven Ergebnis kam und weiterhin komme, nicht nur zur subjektiven Ergänzung. Sonst versucht man ja wie Münchhausen, sich an seinen eigenen Haaren herauszureißen. ”

 

Liegt in dieser Richtung auch die Antwort für Ihr sehr aktives künstlerisches Schaffen bis ins hohe Alter?
Auch hier können Sie die Antwort im Katalog finden, wo ich an einer Stelle sage: Meine Malerei soll nicht die Aufgabe haben, mir im Augenblick zu helfen, sondern sie soll den anderen helfen, soll Schönheit und Harmonie geben, etwa wie die Musik. Dies war vielleicht von Anfang an die Grundidee meiner Malerei, heute hat sie jedoch gewiß vorrangige Bedeutung.

Es liegt natürlich nahe, in einem Gespräch mit Ihnen zuerst Fragen nach den ereignisreichen Wochen der Novemberrevolution, die Sie als I5jähriger erlebten, zu stellen.
Bevor Sie konkret werden, möchte ich die damalige politische Situation kurz skizzieren. Im Herbst 1918 war der Krieg militärisch für Deutschland verloren, da die Alliierten die Balkanfront durchbrochen hatten. Die politische Macht in Deutschland lag während der vier Kriegsjahre fast ausschließlich in den Händen der obersten militärischen Führung, die nun aber nicht zu ihrer Niederlage stehen wollte und für die Unterzeichnung eines Waffenstillstandes eine zivile Regierung suchte. Die “Dolchstoßlegende” war ein weiteres Mittel, mit der das Militär versuchte, die Verantwortung abzuschieben. Dagegen versuchte der Spartakusbund mit seinen begrenzten Mitteln verzweifelt zu wirken und aufzuklären.

An welche Erlebnisse können Sie sich aus den Tagen vor Ausbruch der Revolution besonders gut erinnern?
Besonders deutlich steht vor mir eine Episode, als mein Vater am 23. Oktober 1918 aus dem Zuchthaus in Luckau entlassen wurde und meine Mutter zusammen mit Ernst Meyer und mir ihn dort abholten. Gemeinsam fuhren wir nach Berlin, wo am Anhalter Bahnhof sich Zehntausende zum Empfang versammelt hatten. Mein Vater übergab mir den Koffer, der sämtliche im Gefängnis angefertigten Aufzeichnungen enthielt und den ich im Trubel dem nächststehenden Gepäckträger übergab. Aus dem Bahnhof herausgewirbelt merkte ich, daß ich den Koffer nicht mehr besaß. Wie von der Tarantel gestochen, rannte ich zurück, und zum Glück erkannte mich der Gepäckträger sofort wieder, und ich erhielt den Koffer zurück. Als ich mit dem Koffer zu Hause in der Bismarckstraße 75 in Steglitz ankam, stieß ich auf eine sowjetische Delegation, die auch zum Empfang meines Vaters gekommen war. Besonders beeindruckte mich, den 15jährigen, Bucharin, der Mitglied der Delegation war. Ich zeigte ihm eines meiner ersten Ölbilder, eine Skizze einer Orchidee. Er zeigte dafür ein mich überraschendes Interesse. Aus der weiteren Unterhaltung ist mir sein Rat in Erinnerung geblieben, daß wir uns vor allem mit Cezanne beschäftigen sollten. Die ganze Tragweite dieses Gedankens ist mir erst Jahre später aufgegangen.

Sie haben bereits auf die politische Konstellation im Herbst 1918 verwiesen; Ihr Vater trat in dieser Zeit als rastloser Warner vor dem Angriff der Konterrevolution in Erscheinung.
In den politischen Gedanken meines Vaters Ende 1918 findet sich der Satz: Wenn dieser Krieg nicht mit einer Umwälzung des militärisch-administrativen Machtapparates endet, wird in kurzer Zeit eine neue Welle von Kriegen ausbrechen; diese Befürchtung äußerte in seinen Memoiren übrigens auch der damalige USA-Gesandte in Deutschland, Gerard, nach seiner Rückkehr nach Amerika. Die Führung des Spartakusbundes hatte ja keine Ahnung von militärischen Belangen. Rosa Luxemburg war Bemühungen, in diesen Kreisen Einfluß zu gewinnen, gegenüber sehr skeptisch, und Clara Zetkin hat wohl aus der Stuttgarter Sicht am klarsten und nüchternsten die isolierte Stellung des Spartakusbundes gesehen. Mit der militärischen Organisation war damals Wilhelm Pieck betraut. Die bewaffneten Kräfte des Spartakusbundes waren allerdings vom Geheimdienst des Militärs durchsetzt. In Prozessen, die mein Onkel Theodor (3) später zu führen hatte, tauchten solche Agenten auf. Auf allen letzten Fotos meines Vaters klebt beispielsweise ein junger Soldat mit schief aufgesetzter Mütze an ihm, das war auch ein solcher Agent.

Wie betrachteten die Führer des Spartakusbundes aus Ihrer Sicht die internationale Konstellation für die deutsche Revolution, speziell die Lage in Rußland?
Was die Perspektiven der Russischen Revolution angeht, äußerten sich alle sehr hoffnungslos, daß sie sich ohne eine wirkliche Revolution in Deutschland würde halten können. Mein Vater wußte, wenn in Deutschland die Revolution nicht siegt, wird sie auch in Rußland keinen Erfolg haben und etwas ganz Schreckliches nach sich ziehen; Gestalten wie Hitler und Stalin hatte er damals bereits im gewissen Sinne vorausgeahnt.

Natürlich war die Situation in Rußland für die Linke seinerzeit viel günstiger, denn sie brachte zumindest Frieden und auch etwas Land und Brot, während in Deutschland die Spartakusleute als Bürgerkriegshetzer und Unruhestifter verleumdet wurden. Darin war die herrschende Klasse sehr geschickt, genauso wie bei der langfristigen Vorbereitung der “Dolchstoßlegende”; es ist kein Zufall, daß bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandes nur deutsche Zivilisten anwesend waren.

Ich bin im übrigen der sicheren Überzeugung, daß die damals herrschenden Militärs wie General Groener, der Vorgesetzte des später für die Ermordung verantwortlichen Hauptmanns Waldemar Pabst, bereits gleich nach der Freilassung meines Vaters aus dem Zuchthaus ein Mordkomplott geschmiedet hatten. Am 9. November 1918 sollte er per Flugzeug zur Abschließung des zwei Tage später unterzeichneten Waffenstillstandes nach Compiègne geflogen werden, möglicherweise um ihn bereits auf dem Rückweg umzubringen, zumindest aber, um ihn vor den Augen der Soldaten als Kapitulant zu diskreditieren. Natürlich ging mein Vater nicht darauf ein. Matthias Erzberger (4), der das Abkommen schließlich unterzeichnete, wurde ja bekanntlich später auch ermordet. Beweise für meine Behauptung finden sich in einem Artikel des in Zürich erscheinenden Tagesanzeigers, in dem erstmals eine Reihe von Pabst betreffenden Dokumenten, der von 1943 bis 1955 in der Schweiz lebte, ausgewertet wurden(5). Erst als er in seinem Asylantrag zugab, “pflichtgemäß” den Mord an Rosa Luxemburg und meinem Vater organisiert zu haben, wurde ihm Asyl gewährt. Die Schilderung von Pabst nach dem unmittelbaren Sieg der Nazis ist dahingehend außerordentlich aufschlußreich(6).  Er verschweigt die wirkliche Rolle des Armeegeheimdienstes und deckt die Mörder-Offiziere, die mit Hilfe von Canaris während des ersten Prozesses ungestraft davonkamen.

Das war ja am 9. November alles noch nicht abzusehen?
Nein natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Ich möchte dazu eine Episode schildern, die bis heute weitgehend unbekannt geblieben ist. Am 9. November abends kämpften noch zahlreiche kaisertreue, zumeist sehr junge Offiziere und schossen aus Gebäuden auf revolutionäre Arbeiter. Nach ihrer Festnahme sollten sie erschossen werden. Ihre Familien kamen völlig aufgelöst zu meinem Vater und baten eindringlich um seinen Einspruch, und er hat mit viel Einsatz diese Exekutionen verhindert. Wie ihm das gedankt wurde, ist ja hinlänglich bekannt.

Was erlebten Sie unmittelbar vor der Ermordung Ihres Vaters?
In den ersten Januartagen herrschte schon eine regelrechte Pogromstimmung gegen meinen Vater. Um uns wimmelte es von Spitzeln und Achtgroschenjungs. Überall wo wir Freunde und Bekannte besuchten, fanden hinterher Razzien und Hausdurchsuchungen statt. Meine Mutter und ich wurden am Sonntag, dem 12. Januar 1919 von Offizieren verhaftet und unter Druck gesetzt, den Aufenthaltsort meines Vaters zu verraten. Auf dem Weg zum Armeequartier wurden wir auch ein Stück mit der Straßenbahn transportiert, einzelne Leute, die uns erkannten, trommelten gegen die Scheiben oder bespuckten sie, es war ein beängstigender Haß, dem zur Lynchjustiz nicht mehr viel fehlte. Die Offiziere drohten einerseits und versprachen andererseits unter Offizierseid, daß meinem Vater nichts passieren würde, wenn wir seinen Aufenthaltsort verraten würden, den wir im übrigen natürlich selbst nicht wußten. In der Mordnacht vom 14. auf den 15. Januar hatte ich bei Julius Goldstein (7) geschlafen, einer befreundeten Familie. Spät am Abend war ich noch über die Brücke am Tiergarten gelaufen und hatte in der Nähe Schüsse gehört. Ich bin mir ziemlich sicher, daß es die Todesschüsse waren, die meinen Vater trafen.

Welche Erinnerungen haben Sie noch an Rosa Luxemburg und Ihren Vater aus den letzten Wochen vor deren Ermordung?
Am zweiten Tag des Gründungsparteitages der KPD war ich Zeuge, wie mein Vater und auch Rosa Luxemburg wiederholt für eine Beteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung eintraten, aber dabei überstimmt wurden; daß sie nicht zurücktraten, ist schwer verständlich. Rosa Luxemburg traf ich das letzte Mal zur Neujahrsfeier bei einem befreundeten Arzt am Lützowplatz; etwa 20 Leute waren anwesend, die Stimmung war schon recht gedrückt. Meinen Vater habe ich noch einmal kurze Zeit später gesehen, vor Erschöpfung schlafend auf einem Billardtisch.

Wissen Sie etwas über das Zusammentreffen Ihres Vaters mit dem Führer der Bayrischen Räterepublik, dem ebenfalls später ermordeten Kurt Eisner?
Ich kann mich an einen Besuch Eisners in Berlin erinnern, bei dem er sich mit meinem Vater über kurz zuvor von ihm veröffentlichte Dokumente zur deutschen Kriegsschuld unterhielt; es ging um die Berichte des bayrischen Gesandten in Wien, Graf Lerchenfeld. Mein Vater sagte wörtlich: “Ich habe ja gewußt, daß ich mit meinen Anklagen recht hatte, aber nie hätte ich gedacht, daß ich die Beweise schwarz auf weiß würde sehen können. Es ist ja fast alles noch schlimmer, als ich seinerzeit befürchtet hatte”, so mein Vater weiter.

Können Sie sich, um einen noch weiteren Sprung in die Vergangenheit zu wagen, auch noch an die Wochen vor der Ablehnung der Kriegskredite durch Ihren Vater am 2. Dezember 1914 erinnern?
Am 4. August hatte mein Vater sich bekanntlich noch der damals fast heiligen Fraktionsdisziplin gebeugt. Eine wichtige Rolle in seinem Umdenkungsprozeß spielte dann aber zweifellos seine Reise Anfang September ins belgische Kriegsgebiet, wo er das ganze Grauen des Krieges kennenlernte und viele Gespräche mit führenden belgischen Genossen hatte.

Nach seinem berühmten “Nein!” war ja Karl Liebknecht weitgehend isoliert?
Neben der Leipziger Volkszeitung, die leicht USPD-mäßig angehaucht war und einige Sympathie für die deutsche Linke signalisierte, wurde mein Vater während des Krieges nur durch Franz Pfemferts (8) Aktion unterstützt, die später auch als erste Material aus seinem Nachlaß veröffentlichte; Pfemfert ließ auch 1916 Rosa Luxemburgs berühmte Junius-Broschüre illegal drucken. Die Aktion galt als künstlerisches, weniger als politisches Blatt, und war daher nicht verboten. Zeichnungen vieler bedeutender Künstler wurden in der Zeitschrift erstmals veröffentlicht, darunter Egon Schiele, Otto Freundlich und Conrad Felixmüller.

Neben Ihrer Mutter, damit möchten wir wieder auf die Kunst zurückkommen, hatten auch zahlreiche mit der Familie befreundete Künstler Anteil an ihrem Werdegang, darunter am stärksten offensichtlich Käthe Kollwitz. In ihrem Tagebuch befindet sich am 27. Januar 1919 nach einem Besuch von Ihnen, bei dem Sie einige Skizzenbücher zeigten, folgende Eintragung: “Der Junge ist sehr begabt. Von ungeheurem Temperament, Liebknechtschem Ungestüm, sind seine Zeichnungen… Er macht einen nervösen, etwas gepeinigten Eindruck.”
Käthe Kollwitz besuchte ich öfter, und sie hat mich immer ermutigt, war stets sehr nett und zeigte mitunter auch eigene Arbeiten. Leider sind alle meine Skizzenbücher aus dieser Zeit restlos verbrannt. In ihnen waren Zeichnungen von vielen mir bekannten Politikern, aber auch von dem Dichter Rilke, der mit meiner Mutter befreundet war. Darunter waren besonders viele Skizzen anläßlich des 70. Geburtstages von Franz Mehring Ende Februar 1916. Insbesondere einige russische Sozialisten haben meine ersten Zeichnungen von Mehring damals gern mitgenommen.

Käthe Kollwitz sah ich mit meiner Frau im Februar oder März 1933 bei Otto Nagel das letzte Mal, sie arbeitete gerade an einer Plastik für das Grab ihres Anfang des Weltkrieges gefallenen Sohnes Peter; leider verlor sie auch noch ihren gleichnamigen Enkel dann später im Zweiten Weltkrieg.

Käthe Kollwitz war über den Mord, um wieder auf das Jahr 1919 zu kommen, an meinem Vater zutiefst erschüttert, in ihrem Tagebuch findet sich am 25. Januar 1919 folgende Eintragung: “Um die zerschossene Stirn rote Blumen gelegt, das Gesicht stolz, der Mund etwas geöffnet und schmerzhaft verzogen. Ein etwas verwunderter Ausdruck im Gesicht. Die Hände im Schoß übereinandergelegt, ein paar rote Blumen auf dem weißen Hemd. Es waren noch mehrere mir fremde Leute da. Ich ging mit den Zeichnungen nach Haus und versuchte eine bessere zusammenfassende Zeichnung zu machen.” Wie sie im Tagebuch angedeutet hat, fertigte sie zunächst eine Fülle von Zeichnungen an. Später begann sie einen Steindruck, aber auch der befriedigte sie nicht. Nach einer Radierung fand sie in einem Holzschnitt die endgültige Formulierung dieses Themas.

Sie haben ihren Vater später ja gemalt?
Ich malte dieses Portrait 1930 im Atelier von Heinrich Vogeler in Britz, auf Anregung eines Moskauer Kunstverlages, der mich zwei Jahre zuvor während einer Sowjetunionreise dazu anregte. Ich malte aus dem Gedächtnis und nach Fotos ein Bild, das weniger der Heroisierung diente, als der persönlichen Erinnerung. Das Bild ist übrigens in der Weddinger Ausstellung als Leihgabe des Berliner Instituts für die Geschichte der Arbeiterbewegung zu sehen (9).

Neben Käthe Kollwitz’ bekannter Arbeit, das vergaß ich vorhin zu erwähnen, wollte auch Lovis Corinth ein Portrait meines Vaters malen; er versuchte deshalb einige Male die Redaktion der Roten Fahne zu besuchen, aber es hat nicht geklappt; später machte er nach der Totenmaske, die leider erst nach der Obduktion angefertigt wurde, eine Lithographie.

Von Ihren frühesten Versuchen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges ist absolut nichts mehr überliefert?
Leider nein. Aber nicht nur meine Skizzenbücher, sondern, was viel schlimmer ist, auch die gesamte Bibliothek meines Vaters, die im Büro meines Onkels Theodor in der Chausseestraße stand, fiel einer Bombennacht zum Opfer. Meine Mutter mußte in den 20er Jahren in eine kleinere Wohnung ziehen, und die Bibliothek ging dorthin in das Rechtsanwaltsbüro, wo mehr Platz war, wie übrigens auch die Geschenksammlung zum 70. Geburtstag meines Großvaters Wilhelm Liebknecht aus dem Jahre 1896.

Erhielten Sie eigentlich materielle Unterstützung in den schweren Studienjahren Anfang der sogenannten goldenen Zwanziger?
Mein Studium wurde hauptsächlich durch meine Onkel mitfinanziert, daneben erhielt ich eine winzige Parteirente, die Eduard Fuchs vermittelt hatte, es langte insgesamt gerade so.

Eduard Fuchs gehörte auch zum Freundeskreis der Familie?
Mit Eduard Fuchs, dem mit meinem Vater etwa gleichaltrigen Verfasser der bekannten Sitten- und Kulturgeschichte, war unsere Familie nicht direkt befreundet, er wohnte später in einer Villa in Zehlendorf, und ich besuchte ihn dort einmal. Er vermittelte übrigens auch, daß Mies van der Rohe Mitte der zwanziger Jahre den Auftrag für das Denkmal der ermordeten Januaropfer erhielt, das die Nazis später zerstörten. Die vorherrschende Ästhetik in der Arbeiterklasse war ja zum Teil damals noch sehr konservativ geprägt. Die bereits erwähnten Geschenke für meinen Großvater trugen oft Eichenlaub und Schwerter, ein derartiger Bierseidel zählte ebenfalls dazu. In den 70er und 80er Jahren herrschte nicht nur in Deutschland ein schlimmer Kunststil, ein schlechter Geschmack, der alles bestimmte und lange nachwirkte. Noch viele Jahre später fand man die herrlichsten Bilder der Impressionisten in den schrecklichsten Rahmen.

Sie geben damit das Stichwort, nochmals zu Ihrem Schaffen unmittelbar überzuleiten. Welche Einflüsse wirkten während des Studiums auf Sie am stärksten?
Diese Frage läßt sich gewiß nur ganz bruchstückhaft beantworten und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. 1921 fiel endgültig die Entscheidung zur Künstlerlaufbahn, nachdem ich vorher noch ein Semester Medizin in Berlin studiert hatte und dabei u. a. auch Vorlesungen bei Max Planck hörte. Zwei Bewerbungen an der Berliner und Wiener Kunstakademie wurden abgelehnt; nach dem Besuch der renommierten Berliner Malschule von Arthur Lewin-Funcke, in der Lovis Corinth gelehrt und Heinrich Zille zu Anfang des Jahrhunderts regelmäßig Akt gezeichnet hatte, wurde ich zu Beginn des Sommersemesters 1923 an der Dresdner Kunstakademie immatrikuliert. Hier fand ich nach kurzem Suchen in Max Feldbauer und Robert Sterl entscheidende Anreger und Lehrer. Vor allem Sterls Interesse an sozialen Themen, aber auch seine Nähe zur Natur und Musik, die Fähigkeit zum skizzenhaft-koloristischen Erfassen von Gegenstand und Licht zogen mich an und prägten mich stark in jener Zeit. In den letzten beiden Dresdner Jahren enstanden viele Landschaften, aber auch immer mehr Arbeiten über Stadt und Menschen, darunter zahlreiche Portraits, zumeist von Freunden und Bekannten.

Die Stadt im allgemeinen, Paris im besonderen, nehmen in Ihrem Werk einen zentralen Platz ein?
In den Pariser Straßen und Vorstadtlandschaften fand ich schnell eine Fortsetzung meiner in Berlin gefundenen Themen.

Sie erhielten ja schon frühzeitig Anstöße aus Frankreich?
Dem Rat von Käthe Kollwitz “Paris, nur Paris!” folgend, reiste ich bereits während meines Studiums in Dresden 1926 nach Frankreich, studierte die Sammlungen der französischen Hauptstadt und verbrachte den Winter in Cagnes-sur-Mer, wo Renoir sein Alterswerk geschaffen hatte. Leider ist von diesem Aufenthalt nur ein Selbstbildnis übriggeblieben, alle anderen. Werke wurden im Krieg vernichtet, auch die vom Dresdner Museum angekauften.

Zu Ihren vielseitigen künstlerischen Interessen hatten sich auch stets bibliophile Neigungen gesellt?
Oft zum Ärger meiner Frau, war unsere Wohnung neben Bildern auch stets mit Büchern vollgestopft. Immer auf der Suche nach Sammelnswertem gelang mir übrigens 1965 ein sehr erfreulicher Fund. In einem Zürcher Verlag entdeckte ich damals eine Kiste unbekannter Herkunft, die ein Anonymus dreißig Jahre zuvor dort in Sicherheit gebracht hatte. In ihr befanden sich die lange vermißten Radierplatten der Grundigs (10). Sie können sich vorstellen, wie glücklich Lea Grundig über diese Entdeckung war.

Haben Sie neben dem bisher Gesagten eigentlich noch weitere Maximen für Ihr Schaffen?
Ich möchte mit einer Anekdote antworten. Max Liebermann hat mal in jungen Jahren zu mir über eines meiner Werke gesagt: “Das ist zu drei Vierteln gut!” Seitdem versuche ich, an dem fehlenden Viertel zu arbeiten.

Sie stehen in einer großen Familientradition?
Dazu möchte ich eigentlich nicht viele Worte machen. Wie mein Großvater und Vater bin auch ich Sozialist, und ich glaube heute, daß die Menschheit mehr denn je vor der Alternative Sozialismus oder Barbarei steht.

Gestatten Sie zum Schluß noch eine  etwas private Frage. Wie lange sind Sie eigentlich mit Ihrer Frau Herta verheiratet?
Meine Frau hat neulich ausgerechnet, daß wir seit 64 Jahren verheiratet sind. Ich weiß nicht, ob das stimmt, bei Frauen muß man mit Daten immer sehr vorsichtig sein.

 

Das Intervie führten Holger Becker und Volker Külow 1992 in Paris.  Robert Liebknecht vestarb 1994 in Paris, seine Frau Herta starb im Jahr 2000. Beide sind in der BerlinerGedenkstätte der Sozialisten beigesetzt worden.

Das Interview wurde u.a. veröffentlicht in:

- Holger Becker, Volker Külow: Zeugen der Zeitgeschichte, Berlin 1994.

- Sebastin Haffner, Stephan Hermlin, Kurt Tucholsky u.a.: Zwecklegenden, Berlin 1996.


(1) Robert Liebknecht: Ölbilder, Grafiken und Texte zu Leben und Werk. Hrsg. von Michael Janiizki. Gießen 1991. – Wir möchten uns auf diesem Wege ganz herzlich bei Michael Janitzki für seine bereitwillige Unterstützung des Interviews bedanken.

(2) Herbert Tucholski (1896 – 1984), Grafiker, seit den zwanziger Jahren mil Robert Liebknecht befreundet, ab 1957 Mentor für Grafik an den Zentralen Werkstätten des Instituts für Bildende Kunst Berlin, Verfasser zahlreicher autobiographischer Texte über seine Begegnungen mit anderen Künstlern.

(3) Theodor Liebknecht (1870 – 1948), älterer Bruder von Karl Liebknecht, Rechtsanwalt; Mitglied der USPD, 1931 Gründungsmitglied der SAP.

(4) Matthias Erzberger (1875 – 1921), deutscher Zentruinspolitiker; trat seit 1917 für innere Reformen und Versländigungsfriedcn ein; unterzeichnete am 11. November 1918 den Waffenstillstand von Compiègne; 1919/1920 Reichsfinanzminisier und Vizekanzler, als “Erfüllungspolitiker” ständig attackiert, wurde er am 26. August 1921 von Angehörigen der rechtsgerichteten “Organisation Consul” ermordet.

(5) Siehe Hansjürg Zumstein: Waldemar Pabst. Mann der flinken Ausrede. In: Das Magazin. Wochenbeilage des Zürcher Tagesanzeigers. Nr. 12 vom 23./24.März 1990. S. 41-48.

(6) Siehe Waldemar Pabst: Spartakus. In: Revolutionen der Weltgeschichte. Zwei Jahrtausende Revolutionen und Bürgerkriege, Hrsg. von Wulf Bley. München 1933. S. 750-762.

(7) Julius Goldstein (1901 – 1981), Bruder von Robert Liebknechts Frau Herta; nach seiner Auswanderung Musiker, Pädagoge und Dirigent in den USA.

(8) Franz Pfemfert (1879 – 1954) Schriftsteller und Verleger, nach frühzeitigem Kontakt mit sozialistischen und anarchistischen Ideen gab er von 1911 bis 1932 die politisch-literarische Zeitschrift Die Aktion heraus, die unter seiner Leitung zu einem Forum der expressionistischen Generation wurde.

(9) Im Walter-Rathenau-Saal des Kunstamtes Wedding fand vom 25. Februar bis 28. März 1992 die bis dahin umfassendste Werkpräsentation Liebknechtscher Bilder, Zeichnungen und Grafiken statt.

(10) Hans Grundig (1901 – 1958), Maler und Grafiker, wie Robert Liebknecht in den zwanziger Jahren Student an der Kunstakademie in Dresden, 1933 mit Berufsverbot belegt, elf Jahre im KZ eingesperrt, seit 1947 Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Lea Grundig (1906 – 1977), Malerin und Grafikerin, Frau von Hans Grundig, studierte ebenfalls in den zwanzigerJahren in Dresden, 1930 Mitglied der ASSO, seit 1950 Professorin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

 


Autoportrait de Rosa Luxemburg

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Grève de masse. Rosa Luxemburg

La grève de masse telle que nous la montre la révolution russe est un phénomène si mouvant qu'il reflète en lui toutes les phases de la lutte politique et économique, tous les stades et tous les moments de la révolution. Son champ d'application, sa force d'action, les facteurs de son déclenchement, se transforment continuellement. Elle ouvre soudain à la révolution de vastes perspectives nouvelles au moment où celle-ci semblait engagée dans une impasse. Et elle refuse de fonctionner au moment où l'on croit pouvoir compter sur elle en toute sécurité. Tantôt la vague du mouvement envahit tout l'Empire, tantôt elle se divise en un réseau infini de minces ruisseaux; tantôt elle jaillit du sol comme une source vive, tantôt elle se perd dans la terre. Grèves économiques et politiques, grèves de masse et grèves partielles, grèves de démonstration ou de combat, grèves générales touchant des secteurs particuliers ou des villes entières, luttes revendicatives pacifiques ou batailles de rue, combats de barricades - toutes ces formes de lutte se croisent ou se côtoient, se traversent ou débordent l'une sur l'autre c'est un océan de phénomènes éternellement nouveaux et fluctuants. Et la loi du mouvement de ces phénomènes apparaît clairement elle ne réside pas dans la grève de masse elle-même, dans ses particularités techniques, mais dans le rapport des forces politiques et sociales de la révolution. La grève de masse est simplement la forme prise par la lutte révolutionnaire et tout décalage dans le rapport des forces aux prises, dans le développement du Parti et la division des classes, dans la position de la contre-révolution, tout cela influe immédiatement sur l'action de la grève par mille chemins invisibles et incontrôlables. Cependant l'action de la grève elle-même ne s'arrête pratiquement pas un seul instant. Elle ne fait que revêtir d'autres formes, que modifier son extension, ses effets. Elle est la pulsation vivante de la révolution et en même temps son moteur le plus puissant. En un mot la grève de masse, comme la révolution russe nous en offre le modèle, n'est pas un moyen ingénieux inventé pour renforcer l'effet de la lutte prolétarienne, mais elle est le mouvement même de la masse prolétarienne, la force de manifestation de la lutte prolétarienne au cours de la révolution. A partir de là on peut déduire quelques points de vue généraux qui permettront de juger le problème de la grève de masse..."

 
Publié le 20 février 2009